Psychische Gesundheit: „Manager schweigen lieber, um nicht durch die Offenlegung ihrer Fehler inkompetent zu erscheinen.“

In der Debatte um das Leiden am Arbeitsplatz stehen häufig auch die Beschäftigten außerhalb der Führungsebene im Mittelpunkt. Allerdings ist im Verborgenen eine andere Art der Erschöpfung auf dem Vormarsch: die der Manager, deren psychische Gesundheit noch nie so gefährdet war. Einer von der Firma Opinion Way im Auftrag von Empreinte humaine durchgeführten Umfrage zufolge leiden 52 % der Führungskräfte unter psychischen Problemen. Trotz dieser alarmierenden Beobachtung geraten Manager bei betrieblichen Präventionsprogrammen zur psychischen Gesundheit allzu häufig in den toten Winkel.
Warum wird diesem Unbehagen so wenig Aufmerksamkeit geschenkt? In der kollektiven Vorstellung haben Manager kein Recht, sich zu beschweren. Sie müssen angesichts der vielfältigen Verantwortung, die sie tragen, eine gewisse Solidität verkörpern. Ihre Aufgabe besteht einerseits darin, Leistungsziele zu erreichen, andererseits müssen sie auch das Wohlbefinden ihrer Teams gewährleisten und sie vor Burnout schützen. Im Spannungsfeld dieser widersprüchlichen Vorgaben sind Manager zahlreichen Spannungen ausgesetzt und fühlen sich im Umgang mit ihnen manchmal sehr allein. Sie schweigen lieber, um nicht durch die Offenlegung ihrer Fehler inkompetent zu erscheinen. Sie verbergen die allmähliche Erosion ihres psychischen Gleichgewichts und wenn sie zusammenbrechen, geschieht dies hinter verschlossenen Türen.
Dieser Prozess gestaltet sich auch für das Unternehmen als äußerst kostspielig. So nehmen beispielsweise in vielen Wirtschaftszweigen, etwa im Finanz- und Gesundheitsbereich, die Fälle längerer Arbeitsunterbrechungen sprunghaft zu: Laut der Sozialschutzorganisation Malakoff Humanis sind 32 % der langen Arbeitsunterbrechungen bei Führungskräften auf psychische Störungen zurückzuführen. Diese Zahl verdeutlicht die gesellschaftliche Dringlichkeit, das Leid der Führungskräfte anzuerkennen.
Zwar setzen die Unternehmen im Einklang mit ihren arbeitsrechtlichen Verpflichtungen zahlreiche Instrumente zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen ein, doch reichen Sophrologie und Yoga-Sitzungen nicht aus, um diesem stillen Übel Einhalt zu gebieten. Einige Unternehmen beginnen dies zu verstehen und führen gezieltere Unterstützungsmaßnahmen durch.
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lemonde